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Symbolfoto: Das AIT ist Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung

AIT & wiiw Studie: Österreichs Export-Unternehmen ökonomisch und technologisch führend

14.09.2022
Export-Firmen mit höchster Produktivität, Innovation, Beschäftigung und Wertschöpfung; F&E als Schlüssel; Politik sollte F&E, Exportmöglichkeiten und Produktivität fördern

Mehr als zwei Drittel des heimischen BIP (unter Berücksichtigung von importierten Intermediärgütern) werden im Ausland erwirtschaftet. Doch wie steht es um die exportorientierten Unternehmen im Land? Wie wichtig sind sie für Produktivität, Innovation, Beschäftigung und Wertschöpfung? Diese Fragen hat eine neue Studie des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) in Kooperation mit dem Austrian Institute of Technology (AIT) untersucht.

Fazit: „Unternehmen, die exportieren, sind wesentlich größer, innovativer, produktiver und auch profitabler, zahlen höhere Löhne, investieren mehr und tun auch mehr für den Umweltschutz“, sagt Robert Stehrer, wissenschaftlicher Direktor des wiiw und Co-Autor der Studie. Gemeinsam mit Bernhard Dachs vom AIT Center for Innovation Systems & Policy hat Stehrer 5.000 Unternehmen aus der Sachgüterproduktion analysiert. Zwei Drittel von ihnen (3.500) exportieren ihre Produkte auch ins Ausland.

Exportweltmeister Großindustrie

Die größten von ihnen zeichnen dabei für den Löwenanteil der Exporte verantwortlich. So entfielen 2019 wertmäßig immerhin 65% der Ausfuhren auf die größten 5% der Unternehmen im Land. Das größte Viertel der heimischen Firmen tätigte sogar 90% Prozent aller Exporte. Ebenso steigt die Bedeutung von Exporten für die Geschäftstätigkeit mit der Firmengröße. Während Unternehmen bis 49 Beschäftige im Schnitt weniger als 20% ihrer Umsätze im Ausland erzielen, sind Firmen mit über 1.500 Beschäftigten fast ausschließlich Exporteure (97% Umsatzanteil). „Exportweltmeister sind also vor allem die großen Leitbetriebe in der Industrie“, so der Co-Autor der Studie Bernhard Dachs vom AIT.

Exportorientierte Unternehmen weisen auch eine deutlich höhere Arbeitsproduktivität auf. Bei ihnen liegt sie pro Arbeitsstunde um den Faktor 1,2 bis 1,6 höher, als bei Firmen, die nicht exportieren. Obwohl der Anteil der Exporteure bei den heimischen Unternehmen bei zwei Dritteln liegt, sorgen sie für nicht weniger als 90% der Beschäftigung, des Umsatzes, der Investitionen und der Ausgaben für Umweltschutz. „Die Kehrseite davon ist allerdings auch eine hohe wirtschaftliche Anfälligkeit für Lieferkettenprobleme, wie uns der Ukraine-Krieg - etwa in der Autoindustrie - gerade wieder vor Augen führt“, argumentiert Stehrer.

Forschung und Entwicklung als Schlüssel

Firmen, die im Export tätig sind, investieren auch viel mehr Geld in Forschung und Entwicklung sowie Digitalisierung. Das zeigt vor allem der Hochtechnologiebereich. Hightech-Unternehmen weisen mit rund 80% die höchsten F&E-Aktivitäten und mit 70% auch den größten Exportanteil am Umsatz auf. Das eine bedingt dabei das andere. „Lukrative Exportmöglichkeiten schaffen Anreize, innovative Produkte zu entwickeln. Forschung und Entwicklung sind aber überhaupt die Grundvoraussetzung, um international konkurrenzfähig zu sein“, erklärt Bernhard Dachs, Ökonom am AIT.

Die Politik sollte daher alles tun, um Forschung und Entwicklung, die Produktivität und die Exportmöglichkeiten der Unternehmen zu stärken, so die Autoren. Mehr Innovation spielt dabei aus Ihrer Sicht die Schlüsselrolle. „Verstärkte Anstrengungen bei Forschung und Entwicklung und eine Wissenschafts- und Bildungspolitik, die ein Umfeld schafft, in dem Forschung gedeihen kann, wären essentiell“, meint Dachs. Nur so werde man auch mehr Menschen für einschlägige Berufe begeistern und damit den akuten Fachkräftemangel gerade in den Naturwissenschaften lindern können.

Die Studie steht hier zum Download zur Verfügung. Sie wurde vom Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW), vormals Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW), beauftragt und finanziert.