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Symbolfoto: Das AIT ist Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung

Wasserstoff und Power-to-X

Wasserstoff und Power-to-X

Wasserstoff als Teil des globalen Energiesystems

Die Transformation des globalen Energiesystems zur Bekämpfung des Klimawandels und Erhöhung der Energiesicherheit ermöglicht den Übergang zur Klimaneutralität mittels saubererer, nachhaltigerer Energiequellen wie Wind, Sonne, Wasserkraft oder Geothermie. Hierzu bedarf es zusätzlicher Energieträger wie Wasserstoff und seine Derivate (Folgeprodukte wie z.B. Ammoniak, Methan oder Methanol), welche die regionalen bzw. saisonalen Schwankungen der Verfügbarkeit dieser Quellen ausgleichen bzw. die Dekarbonisierung von Sektoren ermöglichen, in denen die Emissionen nur schwer zu reduzieren sind. 

Nur klimaneutraler, sogenannter „grüner“ Wasserstoff und die daraus folgend ebenfalls klimaneutral hergestellten Derivate sind kompatibel mit dem Ziel der Klimaneutralität. So bildet klimaneutraler Wasserstoff als integraler Teil der Transformation des globalen Energiesystems ein Schlüsselelement in den Energie- und Industriestrategien vieler Volkswirtschaften, darunter auch Österreich (Quelle H2-Strategie bzw. NIP).

Insbesondere in der Energieumwandlung und Energiespeicherung steckt erhebliches Potential für den Einsatz von Wasserstoff. Die in den Bindungen von Molekülen wie Wasserstoff oder seinen Derivaten gespeicherte Energie leidet nicht unter Selbstentladung (Energieverlust) während der Speicherzeit, gasförmiger Wasserstoff hat eine extrem hohe gravimetrische Energiedichte und die Energie kann anschließend in Brennstoffzellen oder über unschädliche Verbrennung regeneriert werden. Darüber hinaus kann Wasserstoff bzw. seine Derivate in die bestehenden Verteilungssysteme für Gas und Öl integriert werden. 

Doch trotz dieser günstigen Eigenschaften und aktuell vorherrschenden Dynamik gibt es noch einige große Herausforderungen, die bewältigt werden müssen, um das Potenzial von emissionsarmem Wasserstoff zu erschließen. Zum einen kann Wasserstoff nur dann als „grüner“ Energieträger betrachtet werden, wenn seine Erzeugung nicht mit der Freisetzung von Treibhausgasen verbunden ist. Allerdings werden die ca. 100 Millionen Tonnen Wasserstoff, die derzeit weltweit pro Jahr produziert und verbraucht werden, fast ausschließlich aus fossilen Brennstoffen hergestellt und obwohl die politischen Anstrengungen zur Erhöhung des Anteils von emissionsarm hergestellten Wasserstoff nach wie vor groß ist, kommen dessen Abnahme und Einsatz nicht schnell genug in Gang. 

Grundsätzlich kann Wasserstoff in einer Vielzahl von Anwendungen eingesetzt werden. Die International Energy Agency hat im Rahmen des Globalen Wasserstoffberichts 2023 zwei Kategorien von Anwendungen für Wasserstoff definiert: 

  • Herkömmliche Anwendungen: Raffination; Ausgangsstoff für die Herstellung von Ammoniak, Methanol und anderen Chemikalien; und als Reduktionsmittel zur Herstellung von direkt reduziertem Eisen (DRI) unter Verwendung von synthetischem Gas auf fossiler Basis; Verwendung von Wasserstoff in der Elektronik, Glasherstellung oder Metallverarbeitung. 
  • Potenzielle neue Anwendungen: Verwendung von Wasserstoff als Reduktionsmittel in 100%-Wasserstoff-DRI, Mobilität und Transport, Herstellung von Kraftstoffen auf Wasserstoffbasis (wie Ammoniak oder synthetische Kohlenwasserstoffe), Veredelung von Biokraftstoffen, Hochtemperatureinsatz in der Industrie, Stromspeicherung und -erzeugung sowie andere Anwendungen mit effizienteren und emissionsärmeren Alternativen. 

Obwohl Wasserstoff bisher nicht in großem Umfang in vielen dieser (neuen) Anwendungen eingesetzt wurde, da er entweder nicht wettbewerbsfähig mit den etablierten fossilen Brennstoffen und anderen emissionsarmen Technologien war oder weil die Technologien für die Endnutzung noch nicht ausgereift sind, dürfte die Notwendigkeit zur Dekarbonisierung zum vermehrten Einsatz führen, insbesondere in Sektoren, in denen die Emissionen entweder nur schwer zu verringern oder andere emissionsarme Technologien nicht verfügbar oder nur sehr schwer zu implementieren sind. 

Basieren auf der strategischen Ausrichtung und langjährigen Expertise fokussiert das AIT seine anwendungsorientierten FuE-Aktivitäten auf drei Bereiche: 

  • Wasserstoff in der Energieerzeugung und Wasserstoff-Infrastruktur 
  • Wasserstoff in der Industrie  
  • Wasserstoff in der Mobilität  

Wasserstoff in der Energieerzeugung und Wasserstoff-Infrastruktur 

Wasserstoff als Energieträger beziehungsweise Brennstoff im Energiesektor ist heute praktisch nicht existent, mit einem Anteil von weniger als 1 % am weltweiten Stromerzeugungsmix. Andererseits sind Technologien wie Brennstoffzellen, Verbrennungsmotoren oder Gasturbinen für die Stromerzeugung, die mit wasserstoffreichen Gasen oder sogar mit reinem Wasserstoff betrieben werden können, bereits heute kommerziell verfügbar. 

Das Rückgrat der zukünftigen Energieerzeugung werden Kraftwerke mit erneuerbaren Energiequellen sein, vor allem Solar- und Windkraftwerke beziehungsweise Kombinationen davon. Sogenannte hybride (erneuerbare) Kraftwerke, auch „Hybrid Power Plants“ genannt, welche Strom aus erneuerbaren Energiequellen mit einer Speicherung zur anschließenden Rückwandlung eines Teils des Stroms mittels Wasserstoff, gegebenenfalls in Kombination mit anderen Speichertechnologien wie zum Beispiel Batteriespeichern, kombinieren, werden in Zukunft vermehrt entwickelt werden. Solche Kraftwerke ermöglichen es unter anderem Überschussstrom zu nutzen und so die Flexibilität des Elektrizitätssystems zu erhöhen. Die Rückverstromung kann dabei in Gasturbinen mit offenem oder kombiniertem Kreislauf bzw. mittels Brennstoffzellen erfolgen. 

In diesem Zusammenhang hat das Interesse an der Verwendung von Wasserstoff als Brennstoff im Energiesektor in den letzten Jahren zugenommen. Weltweit untersuchen und erproben Energieversorgungsunternehmen die Möglichkeit, Wasserstoff zusammen mit Erdgas in kombinierten oder offenen Gasturbinen mitzuverfeuern. Die Verwendung von Wasserstoff in Form von Ammoniak könnte eine weitere Option für die Stromerzeugung sein und wird vor allem in Asien forciert, wo die Mitverbrennung von Ammoniak in Kohlekraftwerken angedacht wird. Kurzfristig kann die Verwendung von Wasserstoff und Ammoniak die Emissionen von bestehenden Kraftwerken verringern. Längerfristig können Kraftwerke, die ausschließlich mit Wasserstoff oder Ammoniak betrieben werden, in Verbindung mit großskaliger Wasserstoffspeicherung die Flexibilität des Elektrizitätssystems erhöhen. 

Neben den höheren Produktionskosten für emissionsarmen Wasserstoff im Vergleich zu Wasserstoff aus fossilen Brennstoffen sowie und der unklaren Regulierung und Zertifizierung, stellt vor allem der Mangel fehlender Infrastruktur für den Transport und die Speicherung von Wasserstoff ein Hindernis dar, um beispielsweise Regionen, in denen emissionsarmer Wasserstoff kostengünstig produziert werden kann, mit den Zentren der Nachfrage zu verbinden, Schwankungen in Produktion und Nachfrage zu bewältigen, sowie die Resilient des Systems im Falle von Versorgungsunterbrechungen sicherzustellen. Vor allem in Europa finden vermehrt Anstrengungen statt, wo die europäischen Übertragungsnetzbetreiber begonnen haben, die Entwicklung der Wasserstoffinfrastruktur durch die die Initiative „European Hydrogen Backbone“ voranzutreiben. Die notwendigen Investments für den Transport von Wasserstoff und wasserstoffbasierten Kraftstoffen betreffen Pipelines, Speicheranlagen, Terminals und Tankstellen und sind möglichst frühzeitig zu planen, da bei Energieinfrastrukturprojekten im Allgemeinen mit langen Vorlaufzeiten von mehreren Jahren zu rechnen ist.  

Das bereits gut entwickelte Netzwerk an Erdgasfernleitungen sowie der zu erwartende Rückgang des Erdgasverbrauchs, machen die Umwidmung dieser bestehenden Infrastruktur für Wasserstoff zu einer sehr guten Möglichkeit, Investitionskosten und -risiko sowie Projekt-Vorlaufzeiten zu senken. In Kombination mit neuen Wasserstoffpipelines können so verschiedene Länder und sogar Kontinente verbunden werden und dem System ein gewisses Maß an Flexibilität verleihen. 

Die großskalige Speicherung von Wasserstoff in unterirdischen Anlagen wird unter anderem aufgrund der saisonalen Schwankungen basierend auf der Variabilität der erneuerbaren Energieerzeugung sowie zur Erhöhung der Sicherheit unter Berücksichtigung einer möglichen Importabhängigkeit notwendig werden, und möglicherweise Wasserstoffspeicher erfordern, die innerhalb eines Jahres mehrere Zyklen durchlaufen können. Je nach geologischer Verfügbarkeit sind Salzkavernenspeicher, beschichtete Hartgestein-Kavernenspeicher oder poröse Reservoirs mögliche Optionen. 

Für den Transport von Wasserstoff über weite Entfernungen, wo der Transport per Pipeline nicht möglich ist oder in Regionen ohne geeignete geologische Bedingungen für die unterirdische Speicherung, muss der Wasserstoff verdichtet werden. Unter den vorhandenen Alternativen sind verflüssigter Wasserstoff („Liquid Hydrogen“, LH2) oder Trägerstoffe wie Ammoniak und flüssige organische Wasserstoffträger („Liquid Organic Hydrogen Carriers“, LOHCs) vielversprechende Optionen. Während jedoch die Umwandlung von Wasserstoff in Ammoniak für die Verwendung als Ammoniak bereits gut etabliert ist, sind die erforderlichen Technologien für die Rückumwandlung in Wasserstoff noch nicht im kommerziellen Maßstab verfügbar. 

Wasserstoff in der Industrie

Vor allem in den industriellen Sektoren Chemie und Eisen und Stahl sowie der Raffination wird Wasserstoff bereits heute in großem Umfang verwendet. Etwas mehr als die Hälfte des aktuellen globalen Verbrauchs entfällt auf die Industrie, und davon wiederum etwa 60 % auf Ammoniak, 30 % für Methanol und 10 % für die Direktreduktion („Dircet Reduced Iron“, DRI) im Sektor Eisen und Stahl. Der restliche Wasserstoffverbrauch entfällt im Wesentlichen auf die Raffinerien. 

Praktisch der gesamte in der Industrie verwendete Wasserstoff wird aktuell aus voll­emittierenden fossilen Brennstoffen in denselben Anlagen hergestellt, in denen er auch verwendet wird. Um die Klimaziele zu erreichen, muss die industrielle Wasserstoffproduktionskapazität mittel- bis langfristig emissionsarm sein. Dies bedeutet, dass der größte Teil der neuen Kapazitäten entsprechend emissionsarm sein muss, aber auch einige der bestehenden Anlagen müssen nachgerüstet werden. Neben den traditionellen Anwendungen in der Raffination, Chemie- und Stahlindustrie steigt der Wasserstoffverbrauch zusätzlich in neuen industriellen Anwendungen, insbesondere in der 100%igen Wasserstoff-DRI und Hochtemperatur-Anwendungen. 

Der Anteil von emissionsarm hergestellten Wasserstoff mittels Elektrolyse liegt aktuell im niedrigen einstelligen Prozentbereich und machte in den vergangenen Jahren kaum nennenswerten Fortschritte. Die zukünftigen Aussichten scheinen jedoch deutlich besser zu sein, vor allem in Europa, wo aktuell zahlreiche zusätzliche Projekte angekündigt bzw. in Planung sind. Neben der Wasserstofferzeugung vor Ort zielt eine beträchtliche Anzahl von geplanten Projekten darauf ab, Wasserstoff in großen Mengen an vorteilhaften Standorten, wie in Europa zum Beispiel Spanien, zentral zu erzeigen und an verschiedene industrielle Verbraucher zu liefern, um so das Risiko zu streuen. Hierzu ist allerdings wiederum eine Transportinfrastruktur erforderlich, wie im vorigen Kapitel beschrieben.  

Brenn- und Rohstoffe auf Wasserstoffbasis, sogenannte „Derivate“, die beispielsweise Ammoniak, Methanol und synthetische Kohlenwasserstoffe (Methan, Kerosin, Ethen, Ethylen, etc.) einschließen, sind grundsätzlich einfacher zu lagern und zu transportieren als reiner Wasserstoff, wobei sie auf bestehende Infrastrukturen wie Erdgaspipelines zurückgreifen können, und können in Endverbraucher-Technologien wie Flugzeugen oder Schiffen genutzt werden. Allerdings ist die Herstellung von solchen Brenn- und Rohstoffen auf Wasserstoffbasis mit zusätzlichen Kosten, Energie und Rohstoffen für die (weitere) Umwandlung verbunden.  

Vor allem Projekte für die Herstellung von Ammoniak sowie synthetisches Methan und Methanol sind momentan in Betrieb, Planung und Umsetzung. Der hohe Anteil von Ammoniak könnte darauf fußen, dass Ammoniak als Düngemittel direkt als alternativer, emissionsarmer Einsatzstoff für bestehende Prozesse genutzt werden kann. Ammoniak benötigt keinen Kohlenstoff, vereinfacht die Lieferketten und macht es so zu einem attraktiven Vorreiter unter den wasserstoffbasierten Brennstoffen. Außerdem kann Ammoniak als Langstreckentransportmedium für Wasserstoff verwendet werden. Allerdings müssen im Falle einer Verbrennung von Ammoniak die Emissionen von Stickoxiden (NOx) und Lachgas (N2O) als Brennstoff minimiert werden. Auch andere wasserstoffbasierte Kraftstoffprojekte sollen in den kommenden Jahren in allen Regionen der Erde vermehrt umgesetzt werden, darunter Fischer-Tropsch-Kraftstoffe (FT) und synthetisches Methanol, die von der Nachfrage im Luft- bzw. Schifffahrtssektor angetrieben werden. 

Wie bereits erwähnt, erhöht die Umwandlung von Wasserstoff in andere Brenn- und Einsatzstoffe die Kosten der Produktion. Bei Ammoniak aus elektrolytischem Wasserstoff machen die Investitionskosten heute mehr als die Hälfte der Produktionskosten aus, was hauptsächlich auf den Elektrolyseur zurückzuführen ist. Sinken also die Elektrolysekosten sinken, sinken auch die Gesamtproduktionskosten, was wiederum den Einflussfaktor der Stromgestehungskosten steigen lässt.  

Bei FT-Flüssigkeiten wie synthetischem Kerosin aus elektrolytischem Wasserstoff sind die Produktionskosten je nach CO2-Quelle sehr unterschiedlich. Hier gilt es unter anderem die Kostenfaktoren Elektrolyse und Umwandlungsverluste , Synthese sowie die Verfügbarkeit der CO2-Quelle zu berücksichtigen, wobei die CO2-basierten Kosten vor allem beim Einsatz von Bioenergie mit Kohlenstoffabscheidung und Speicherung (BECCS) relevant sind. CO2 aus direkter Luftabscheidung (DAC) unterliegt hierbei nicht denselben Versorgungsengpässen, ist aber aktuell mit wesentlich höheren Kosten verbunden. Die DAC-Technologie befindet sich noch in einem frühen Entwicklungsstadium, und vermehrter Einsatz und technologische Verbesserungen werden die Kosten senken.  

Wasserstoff in der Mobilität

Der überwiegende Teil des Wasserstoffverbrauchs im Verkehrssektor in den kommenden Jahren wird wahrscheinlich auch im Straßenverkehr stattfinden, aber auch der Schienenverkehr wird zum Wasserstoffverbrauch beitragen, da Züge erprobt und auf nicht-elektrifizierten Strecken, wo batteriebetriebene Triebwagen Nachteilen ausgesetzt sind, eingesetzt werden könnten. Darüber hinaus gibt es interessante Anwendungen im Schiffsverkehr und es werden vermehrt Fähren, die mit Brennstoffzellen angetrieben werden. Schiffe, die Ammoniak oder Methanol als Treibstoff nutzen, könnten in den kommenden Jahren ebenfalls zu einer zusätzlichen Nutzung von emissionsarm hergestellten Wasserstoff führen, wenn diese Technologien die Marktreife erreichen. Um die Verwendung von synthetischem Kerosin oder sogar die direkte Verwendung von Wasserstoff beispielsweise als Flugzeugtreibstoff im Verkehr zu ermöglichen, ist es wichtig, diese noch nicht kommerziell verfügbaren Technologien voranzutreiben, um deren Einführung von zu beschleunigen. 

Aktuell gibt es ein größeres Momentum im Bereich der Brennstoffzellen-Lkws als bei leichten Nutzfahrzeugen, Bussen oder PKWs; vor allem in China, dank günstiger politischer Rahmenbedingungen und verbesserter Infrastruktur. Brennstoffzellen-Lkw werden aber auch außerhalb Chinas in der Praxis erprobt, insbesondere in Europa, wo es darüber hinaus eine Reihe von Ankündigungen für die Beschaffung von Brennstoffzellen-Lkws gibt. Auch die Aktivitäten im Bereich der Wasserstoffverbrennung nehmen zu, was die Nachrüstung von Dieselmotoren ermöglicht.  

Die erfolgreiche Einführung emissionsarmer Straßenfahrzeuge wie Batterieelektrisch- oder Wasserstoff-beriebene Fahrzeuge ist stark vom Ausbau der Tank- bzw. Lade-Infrastruktur abhängig. Die aktuellen Verordnungen der EU sehen bis 2030 alle 200 km entlang der großen Straßennetze sowie an allen städtischen Knotenpunkten Wasserstofftankstellen vor, insbesondere um die wachsende Flotte von Brennstoffzellen-Lkw zu versorgen.2 Die Einrichtung "sauberer" Wasserstoff-Drehkreuz, beispielsweise die Errichtung einer Wasserstoffbetankungsinfrastruktur in Häfen, eröffnet die Möglichkeit, Wasserstoff nicht nur für LKWs, sondern auch für Gabelstapler und Containerstapler zur Verfügung zu stellen, und so das Risiko zu streuen.  

Globale Pilot- und Demonstrationsprojekte für emissionsfreie Schiffstechnologien identifiziert, vor allem hinsichtlich Wasserstoff-Brennstoffzellen und der Verbrennung von Ammoniak, Methanol oder Wasserstoff. Die EU plant den Einsatz von kohlenstoffarmen Kraftstoffen in der Schifffahrt zu erhöhen, wobei besondere Anreize für nicht-biologische Kraftstoffe wie etwa kohlenstoffarmen Wasserstoff gegeben werden.  

Für die Dekarbonisierung der Schadstoffe aus der Luftfahrt sind nachhaltige Flugkraftstoffe (SAF), einschließlich synthetisches Kerosin auf Wasserstoffbasis, im Vergleich zu anderen potenziellen Lösungen technologisch am weitesten fortgeschritten. Synthetisches Kerosin kann fossilen Düsenkraftstoff direkt ersetzen, ohne dass ein Technologiewechsel notwendig ist. Dies kann seine Akzeptanz erleichtern, da die technologischen Hürdenentsprechend gering sind und es bereits einige Abnahmevereinbarungen von Luftfahrtunternehmen, allerdings sind die hohen Produktionskosten nach wie vor ein erhebliches Hindernis, das den Umfang und die Geschwindigkeit der Einführung begrenzt  

Schwerpunkte bei Wasserstoff Forschung und Entwicklung

Forschung, Entwicklung und Innovation  sind in den zuvor beschriebenen Bereichen dringend erforderlich, um unter anderem die Performance und Haltbarkeit der Technologien zu verbessern und die Kosten für Wasserstoff auf dem Markt zu senken. Zusammenfassend, muss den folgenden Bereichen besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden:

Verbesserung der Effizienz und Zuverlässigkeit der Technologien: Die optimale Verfügbarkeit aller Technologien und die Minimierung der mittleren Zeit zwischen zwei Ausfällen müssen verbessert werden, zusammen mit einem besseren Verständnis und einer Verbesserung der Aspekte der Verschlechterung und der Lebensdauer. Auch die Flexibilität von Rohstoffen wie Meer- oder Abwasser erfordert noch erhebliche Anstrengungen, und der Reifegrad ist zu gering, um zu gewährleisten, dass die Ergebnisse der Clean Hydrogen Partnership für die nächsten Schritte ausreichen werden.

Entwicklung leistungsfähiger Materialien für Wasserstoff: Wasserstoff ist kein einfach zu handhabendes Element. Die Entwicklung neuer, leistungsfähiger und kosteneffizienter Werkstoffe in verschiedenen Bereichen der Versorgungsketten wird erforderlich sein. Dies betrifft z. B. Undurchlässigkeit, Temperatur und Versprödung, da Wasserstoff oft mit extremem Druck und/oder extremen Temperaturen verbunden ist.

Reduzierung und sogar Substitution von ZRM und per- und polyfluorierte Chemikalien (PFAS): Die Beseitigung/Reduzierung von ZRM und PFAS, die möglicherweise als der heilige Gral der Wasserstofftechnologien angesehen wird, wird aus Kosten- und EU-Resilienzgründen im Falle von ZRM und PFAS und aus potenziellen Umweltgründen im Falle von PFAS seit Jahrzehnten im Rahmen von Forschung und Entwicklung angestrebt. Die Bemühungen müssen jedoch fortgesetzt werden, und zwar möglicherweise in größerem Maßstab und nicht in Form von verstreuten und größenmäßig begrenzten Einzelprojekten, die dem Prinzip der strategischen Forschungsherausforderungen folgen und Raum für internationale Zusammenarbeit bieten. Sie ist besonders relevant, da sie sich mit Schlüsseltechnologien für Wasserstoff befasst, vor allem mit Technologien auf der Grundlage von Protonenaustauschmembranen, aber auch mit Festoxidtechnologien.

Entwicklung von Technologien im Megawatt-Maßstab: Während die vorangegangenen Gemeinsamen Unternehmen die Alkali- und PEM-Technologien zu einem Reifegrad gebracht haben, der eine Maßstabsvergrößerung ermöglicht, befinden sich andere Elektrolyse-Technologien noch im Entwicklungsstadium und können bestenfalls im 100-kW-Maßstab demonstriert werden. Festoxid-Elektrolyseure, Elektrolyseure auf der Grundlage von Anionenaustauschmembranen sowie andere Produktionsmethoden wie die Erzeugung von Wasserstoff aus direktem Sonnenlicht oder aus Algen sind konkrete Beispiele für vielversprechende, aber noch junge Technologien.

Energiespeicherung: Wasserstoff kann eine einzigartige Rolle beim Ausgleich des Energiesystems spielen, in dem immer mehr nicht steuerbare Energieflüsse in eine alternde Energieinfrastruktur eingespeist werden. In der Tat ist Wasserstoff das einzige Medium, das für die langfristige, saisonale Speicherung realistisch zur Verfügung steht. Während Salzkavernen eine gewisse Reife für die Nutzung erreichen werden, bei der die Zyklierbarkeit ein neues technisches Merkmal ist, werden Medien wie erschöpfte Gasfelder und Aquifere noch auf der frühen Ebene der Pilotdemonstration verbleiben, wobei erhebliche Mittel mobilisiert werden müssen, um die Herausforderung durch mehrere kleine Projekte und Demonstrationsprojekte im Vorfeld des Großmaßstabs angemessen zu bewältigen. Die Kosten für erneuerbare Energien sollten immer in Verbindung mit der zugehörigen Speicherlösung betrachtet werden, um die Pilotfunktion der fossilen Brennstoffe wiederherzustellen.

Infrastruktur für Verkehrsanwendungen: In Verbindung mit der Entwicklung von Bausteinen initiiert die Clean Hydrogen Partnership lediglich die dringend benötigte Entstehung von Knotenpunkten wie Häfen und Flughäfen, an denen ausreichend ausgereifte Anwendungen (Lkw, Busse, Landfahrzeuge) in Angriff genommen werden können. Der Weg zur nahtlosen Betankung von Flugzeugen oder großen Schiffen mit massiven Treibstoffmengen über Mehrzweck-HRS mit verschiedenen Drücken, hoher Verfügbarkeit und der Fähigkeit zur Back-to-Back-Betankung, die derzeit an solchen Knotenpunkten nicht üblich ist, wird jedoch gerade erst eröffnet. Diese Herausforderungen umfassen die Bedürfnisse von PNR und RCS, da es sich um öffentlich zugängliche Bereiche handelt, die mit anderen Anwendungen in der Nähe dieser Knotenpunkte verbunden sind.

Demonstration von Ökosystemen: Das Konzept des Tals wird im Rahmen der Partnerschaft für sauberen Wasserstoff mit hoher Geschwindigkeit entwickelt, doch wird ein signifikanter Erfahrungsgewinn aufgrund der für diese Art von Projekten erforderlichen Entwicklungszeit erst viel später eintreten. Darüber hinaus müssen noch verschiedene Arten von Konfigurationen und Größen sowie deren Verbindung über Regionen und Länder hinweg demonstriert werden. Die Realisierung von Port-2Port-Konzepten, die eng mit der Entwicklung der Infrastruktur für Verkehrsanwendungen verbunden sind, wird sich direkt auf die neuen Terminals auswirken, die groß genug sind, um den im Rahmen von REpowerEU vorgeschriebenen Wasserstoffimport nach Europa zu bewältigen, und für die noch Schiffe entwickelt werden müssen, einschließlich sauberer Energiespeicher und Stromumwandlungssysteme (siehe Entwicklung von Bausteinen).

Schwer abbaubare Sektoren: Die Clean Hydrogen Partnership führt saubere Wasserstofftechnologien in so genannte "schwer abbaubare" Sektoren ein, doch die Anstrengungen zur Erleichterung der Skalierung sind entmutigend. Sie bezieht sich auf energieintensive Industrien sowie auf Anwendungen im Schwerlastverkehr, wo der derzeitige Umfang der Wasserstofftechnologien, die oft die einzige realisierbare Option sind, bei weitem nicht den Anforderungen der Endnutzer entspricht, sei es in Bezug auf Leistung, Energie, Versorgung und Preis. Auch die vorindustrielle Kopplung mit erneuerbaren Energien ist aufgrund der Größe der erforderlichen Anlagen (>100 MW) und der Umwelt (Offshore) noch weit entfernt. In vielen Fällen ist der Aspekt der Kreislaufwirtschaft, d. h. die Umwandlung eines Abfalls in einen Rohstoff für einen anderen industriellen Prozess, ein entscheidender Hebel für die Systemeffizienz, wobei die Clean Hydrogen Partnership und Processes 4 Planet einen solchen Ansatz initiieren, aber die Aufgabe bleibt sowohl im Hinblick auf den Umfang als auch auf den F&I-Bedarf erheblich.

Recyclingtechniken und Kreislaufwirtschaft: Diese Aspekte gehen Hand in Hand mit der Verringerung des Einsatzes von ZRM und der Notwendigkeit, Kreisläufe zu schließen. Während sich Recyclingtechniken für Wasserstofftechnologien herausbilden, müssen diese Techniken industrialisiert werden, da die Mengen der zu recycelnden Produkte steigen werden. Industrielle Techniken zur Rückgewinnung von Platinmetallen mit sehr hohen Raten und zur Steuerung der Rückgewinnung von PFA, die gleichzeitig den Energieverbrauch und damit die Wettbewerbsfähigkeit mit der Primärproduktion verringern, sind eindeutige Herausforderungen für den Sektor, für die die Clean Hydrogen Partnership zu früh kommt und nur den Weg ebnen kann.

Automatisierte Massenfertigungstechniken: Da mehrere Technologien inzwischen so weit ausgereift sind, dass die meisten Kostensenkungen über die Stückzahlen erreicht werden können, werden Fertigungsfragen entscheidend, um eine kumulative Produktion von Systemen in der Größenordnung von GW/Jahr zu gewährleisten. Auch wenn der Automobilsektor als Beispiel angeführt werden könnte, gibt es heute nur sehr begrenzte automatisierte Produktionskapazitäten und -werkzeuge (z. B. Beschichtungen, Qualitätskontrolle, MEA-Produktion), und der Bedarf an F&E, um die MRL und die damit verbundenen Produktionsmethoden voranzubringen, sei es für Elektrolyseure, Brennstoffzellen oder Tanks des Typs IV, ist an sich schon ein greifbarer Beweis für den Erfolg der vorangegangenen Partnerschaft, der weiterverfolgt werden sollte. 

Wasserstoff Elektrolyse

Die Wasserelektrolyse , die elektrochemische Spaltung von Wasser zu Wasserstoff und Sauerstoff mittel Strom, macht nur etwa 0,1 % der heutigen weltweiten Wasserstoffproduktion aus, aber anhand der angekündigten beziehungsweise geplanten Projekten könnte die weltweit installierte Elektrolyseur-Kapazität bis 2030 175 - 420 GW erreichen. Auf alkalische Elektrolyseure entfielen bis Ende 2022 60% der installierten Kapazität, gefolgt von 2022 auf alkalische Elektrolyseure, gefolgt von Protonenaustauschmembran-Elektrolyseuren (PEM) mit rund 30%. Aufgrund von Ankündigungen wird erwartet, dass sich dies in den kommenden Jahren ändern wird, PEM gegenüber alkalischen Elektrolyseuren Marktanteile gewinnen, obwohl viele zukünftige Projekte noch nicht entschieden oder bekannt gegeben haben, welche Elektrolyseurtechnologie sie zum Einsatz kommt. Festoxid-Elektrolyseure (SOEC) machen heute weniger als 1 % der installierten Kapazität aus. Was die geografische Verteilung anbelangt, so entfiel Ende 2022 auf China und Europa jeweils ein Drittel der installierten Kapazität, während in den Vereinigten Staaten und Kanada zusammen 10 % ausmachten. 

Entwicklungsdienstleistungen in der Wasserstoff-Technologie

  • Elektrolyseur
  • Wasserstoff Brennstoffzelle
  • Wasserstoffspeicher
  • AIT H2 Lab - Prüfung & Validierung von Wasserstoff- und hybriden Kraftwerks-Technologien    
  • AIT Material- and Coating Labs 

Energiewirtschaftliche Betrachtungen

  • Szenarien-Entwicklung für Dekarbonisierung von Energieinfrastruktur und ausgewählten industriellen Sektoren
  • Analyse von wasserstoffspezifischen technologischen Entwicklungspfaden und relevanten Marktdesign
  • Validierung von Geschäftsmodellen auf Basis der energetischen und stofflichen Verwertung von wasserstoffbasierten Technologien und Systemen
  • (Impakt-)Analysen energiepolitischer Rahmenbedingungen für Wasserstoff als Energieträger
  • Entwicklung von Optimierungskonzepten des Anlageneinsatzes zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit in Kombination mit Systemen (PV, Wind, Batterie, P2H) und bestehender regulatorischer Rahmenbedingungen

Systemintegration Infrastruktur & Industrie

  • Technoökonomische Systembetrachtungen bei der Integration in Industrie und Infrastruktur
  • Konzeption und technische Auslegung (Design) von wasserstoffbasierten Anlagen auf Basis digitaler Modelle („Digital Twin“)
  • Technologiespezifische Begleitung von Beschaffungsprozessen für Wasserstoffanlagen
  • Analyse von am Markt bestehenden Technologien und Systemen
  • Untersuchung der großflächigen Netzdienlichkeit und Flexibilitätseinsatz von wasserstoff-geführten Systemen (z.B. reaktionsschnelle Elektrolyseure für Demand Response) in Verteiler- und Übertragungsnetzen
  • Design und Interoperabilitätsprüfung von IKT-Schnittstellen