Pelagios ist ein Community-Projekt mit dem Ziel digitale Forschungsdaten aus dem Gebiet der Altertumswissenschaften online zu vernetzen. Mit mehr als 30 internationalen Partnern deckt Pelagios inzwischen ein breites Spektrum an relevanten Inhalten über die Welt der Antike ab - von Texten, Bildern und Inschriften, über archäologische Funde und wissenschaftliche Fachpublikationen, bis hin zu digitalen Personenverzeichnissen.
Das Verknüpfungskriterium, über das Pelagios die Verbindungen zwischen diesen vielfältigen und technisch heterogenen Daten herstellt, ist die Geographie. Pelagios-Partner verwenden ein gemeinsames System, um Ortsangaben in ihren Daten zu codieren. Dadurch entsteht aus den bisher isolierten digitalen Datensets ein global navigierbares, offenes Informationsnetzwerk. Innerhalb dieses Netzwerks - das inzwischen aus mehr als 600.000 Ortsreferenzen besteht - lassen sich einerseits sofort alle relevanten Daten zu einem bestimmten Ort finden, sowie auch alle relevanten Orte zu einem bestimmten Korpus (z.B. der "geographische Fußabdruck" einer archäologischen Sammlung, oder Ortsreferenzen in einem Textcorpus). Anderseits lassen sich auch komplexere Methoden des Data Mining anwenden, um statistische Muster oder Ähnlichkeiten zwischen Orten oder Datensets zu identifizieren. Weiters können über den Vergleich einzelner Dokumente auch spezifischere Trends studiert werden, z.B. die Entwicklung von Ortsnamen über die Zeit, oder wie und wann genau neue Orte in den jeweiligen Quellen zum ersten Mal auftauchen.
Pelagios 3 - Early Geospatial Documents
Im Rahmen des Forschungsprojektes "Pelagios 3 - Early Geospatial Documents", das von der Andrew W. Mellon Foundation finanziert wird, wird Pelagios dessen "Abdeckung" sowohl in geographischer als auch zeitlicher Hinsicht ausweiten.
Die Suchmaschine wird Ortsangaben –und erwähnungen aus lateinischen, griechischen und arabischen Dokumenten vor dem Jahr 1492, darüber hinaus aus mittelalterlichen Mappaemundi und Portolan Seekarten, sowie Landkarten aus dem mittelalterlichen China identifizieren können und dazu Querverweise zu digitalen Ortsregistern erzeugen. Damit sind auch neue technische Herausforderungen verbunden: optische Texterkennung - ein computerbasiertes Verfahren zur vollautomatischen Erkennung von Texten in digitalen Bildern (auch bekannt als "OCR") ist für den Einsatz mit mittelalterlichen Handschriften ungeeignet. Die AIT-ExpertInnen entwickeln daher völlig neue, halbautomatische Verfahren, die mittels modernster Bildverarbeitung und statistischen Methoden die aufwändige manuelle Transkriptionsarbeit reduzieren, indem sie zum Beispiel die Positionen von Schriftzügen auf einer Karte automatisch vorselektieren, und auf Basis ähnlicher Karten sowie anderen, von Experten bereits bestätigten, Orten selbstständig plausible Transkriptionen vorschlagen.
Facts
- Projektbeginn: September 2013
- Projektdauer: 2 Jahre
- Budget: $ 494.000 (€ 363.000)
- Förderung: $ 494.000 durch die Andrew W. Mellon Foundation
- Koordination: University of Southampton
- Partner: 12 Partner aus 4 Ländern
Bild oben: Überblick über den aktuellen Inhalt der Pelagios-Datenbank (derzeit ca. 660.000 Einträge, zurückdatiert bis ca. 800 BC). Je röter eine geographische Region, desto mehr Material ist in der Datenbank zu dieser Region verfügbar. (Copyright: Pelagios Consortium)