Wildwarngeräte objektivierbar überprüfen
Insbesondere in der dunkleren Jahreszeit sind Kollisionen mit Wildtieren keine Seltenheit. In der Saison 2018/19 verendeten mehr als 75.000 Tiere auf Österreichs Straßen. Doch auch für Kfz-Insassen stellen Wildunfälle ein nicht unerhebliches Risiko dar, pro Jahr sind rund 300 Verletzte und vereinzelt auch Getötete zu beklagen. 92,5% der Wildtierkollisionen passieren auf Freilandstrecken, am meisten betroffen sind dabei Landstraßen der Kategorien L und B. Dennoch: Die Zahl der Wildunfälle nimmt von Jahr zu Jahr ab, im Einklang mit einem generellen Rückgang in den Verkehrsunfallzahlen und nicht zuletzt aufgrund der zunehmenden Verwendung sogenannter Wildwarner.
Wildwarner zur Steigerung der Verkehrssicherheit
Wildwarngeräte sollen das Wild vor allem bei Dunkelheit davon abhalten, vor herannahenden Autos eine Straße zu überqueren. Es handelt sich dabei um reflektierende optische und akustische Geräte, die Signale zur Abschreckung der Tiere aussenden. Sie sollen die Anzahl der Wildunfälle reduzieren, die Verkehrssicherheit steigern und kostenintensive bauliche Maßnahmen zur Verhinderung von Wildtierkollisionen (Wildquerungshilfen o.ä.) teilweise ersetzen.
Wirksamkeit objektiv messbar machen
Die derzeit am Markt befindlichen Wildwarner-Produkte müssen keinerlei Qualitätsmerkmale erfüllen. Deswegen werden manchmal auch sehr günstige Modelle auf den Straßen eingesetzt, die jedoch nicht das gewünschte Ergebnis erzielen. Anspruch der AIT-Forscher:innen war es daher, im Rahmen des Forschungsprojekts „WiConNET“ ein Messlabor zu entwickeln, das unter nachvollziehbaren und reproduzierbaren Bedingungen objektive Messdaten liefert.
Das Wildwarner-Messlabor
Im Zuge der Entwicklung des Labors wurden die entsprechenden Methoden der Vermessung der einzelnen Parameter (z.B. Reflexionsgrad, Tonsequenzen der Warntöne, Lichtimpulse, etc..) in einem Messkonzept für Wildwarner dargestellt. Anschließend fanden zur Validierung entsprechend dokumentierte Messungen statt.
Zur Charakterisierung von optischen, passiven Wildwarnern wurde ein Messverfahren demonstriert, welches das Fernfeld Reflexionsbild sowie die Retroreflexion darstellt. Im Messaufbau wurde auf eine einfache Reproduzierbarkeit, Kompaktheit und die bestmögliche Vergleichbarkeit verschiedener Wildwarner Wert gelegt.
Zur Charakterisierung von akustischen, aktiven Wildwarnern wurde ein Messkonzept entworfen, welches auf den Bestimmungen der Richtlinie RVS 04.03.12 aufbaut und das akustische Abstrahlverhalten des Wildwarners berücksichtigt.
Damit wird eine vergleichende Beurteilung der Wirksamkeit der getesteten Geräte bei der Reduktion von Wildtierunfällen durch Fachexpert:innen wie beispielsweise Wildtierbiolog:innen ermöglicht. Straßenerhalter und Infrastrukturbetreiber bekommen somit eine wertvolle Entscheidungshilfe bei der Anschaffung von Wildwarngeräten bereitgestellt.
Gefördert wurde das Projekt „WiConNET“ von der FFG und dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) im Rahmen des VIF-Calls 2016, finanziert durch ASFINAG, ÖBB und Länder.